Visible Mending & Boro-Boro
Perlen, kleine Stoff-Stücke, Goldfäden, Küchenspagat: Je nachdem, was zu einem Textil passt, kann das Reparieren von Löchern und fadenscheinigen Flächen ziemlich stilecht sein. Denn irgendwann wird’s Boro-Boro, und das ist eine japanische Kunstform!
Visible Mending heißt, ein Kleidungsstück so zu stopfen, dass die Reparaturstelle sichtbar bleibt oder betont wird. Z.B. eine Blume ums Loch herum sticken oder einen andersfärbigen Flicken über eine ausgedünnte Stelle nähen.
Experimentieren hat mich von dort zum Very visible Mending gebracht – quasi: lass‘ es extra ins Auge springen!
Gezählte 21 kleine Löcher in meinem einzigen Kaschmir-Pulli ließen mir keine Wahl. Mit unterschiedlichen Seiden belegter Filz wurde ausgeschnitten und über die Löcher drapiert. Goldener Metallfaden betont das Reparierte und was soll ich sagen: Sieht nach Absicht und sogar ein bisschen nach Jugendstil aus 🤩
Dito bei der weißen Bluse, deren Ausschnitt-Kante genau vorne-mitte ohne jede Reserve gerissen ist. Böse! Ergo: schimmernde Glasröhren-Perlen über die Sicherungsnaht gestickt und schon ist es eine Zierde.
Jeans mit Löchern? Pulli mit Riss? Hurra! Wird repariert, am liebsten immer wieder. Weil: Wenn etwas in Japan über lange Zeit geflickt wird („Boro“), dann wird es mit der Zeit und den vermehrten Flicken zur Kunstform Boro-Boro.
Daher: Seid künstlerisch! So wird Reparatur zum Stil und die Wegwerfgesellschaft darf ohne uns wüten.
Boro-Boro, 💕eure Selfmaid